Erdichtung als Bindeglied zwischen dem Schönen und der Moral:
Über den Empfindungsbegriff Mendelssohns

SUGIYAMA Takashi


Diese Arbeit untersucht die Veränderung des Begriffs der „Empfindung“ bei Moses Mendelssohn.
Die frühe Theorie, die in der scheinbar tautologischen Formel „die Natur der Empfindungen ist die vermischten Empfindungen oder das Mitleiden“ entstand, bestimmte „Empfindung“ oder „Vergnügen“ als die „Vorstellung, die wir lieber haben, als nicht haben wollen“ (und auch umgekehrt), nämlich die Folge des relativen Wollens im Vergleich mit anderen. Die mittlere Theorie, die durch die Einführung der Unterscheidung zwischen der Vorstellung und dem Gegenstand derselben entstand, eröffnete den Weg zur Behandlung der Empfindung als Problematik der „Kräfte der Seele“. Die späte Theorie, die sie differenzierte, erklärte „Empfindung“ als ein weder mit dem Erkennen noch mit dem Begehren identisches „drittes“ Vermögen (=„Billigunsvermögen“) bzw. eine Folge der „Neigung zur Erdichtung“.
Diese Veränderung gilt als eine Bewegung mit einer inneren Notwendigkeit. Die „Erdichtung“, das zentrale Moment der späten Empfindungstheorie, spielt eine Rolle im ethischen Zusammenhang und zwar im Problem des Selbstmords in der frühen Theorie. Mendelssohn hält den Selbstmord für „böse im Leben, gut auf der Bühne“. In Einem Punkt der Erdichtung konvergieren nämlich die ethischen Argumentationen über den Selbstmord und die Theorie der „vermischten Empfindungen“, die die „Lust an der Unvollkommenheit“ im Trauerspiel erklären soll.

Schlüsselwörter: Moses Mendelssohn, Empfindung, Erdichtung, Aufklärung, Selbstmord