Ausnahme und Vollkommenheit in A. G. Baumgartens Ästhetik und Metaphysik

IOKU Yoko


Nach Baumgarten kann die Ästhetik als Wissenschaft etabliert werden, wenn man die „ästhetischen Kunst“ als die Gesamtheit von Regeln der Schönheit deutlich begreift. In der vorliegenden Arbeit geht es um die Frage, in welchem Verhältnis die einzelnen Regeln der Schönheit nach Baumgarten untereinander stehen sollen, wenn der Ästhetik der Status einer Wissenschaft zugeschrieben werden soll. Zu diesem Zweck wird der Begriff der „Ausnahme (exceptio)“ sowohl in der Ästhetik als auch in der Metaphysik analysiert.
Baumgarten sieht Abweichungen von den Regeln der Vollkommenheit vor, insofern diese als bloßer Mangel der Übereinstimmung verstanden werden und sie unvermeidbar sind sowie der stärkeren Regel den Vorzug geben. Ferner hält er das Verhältnis zwischen der Anzahl der Regeln und der Größe der Vollkommenheit für korrelativ. Daher betont er die Menge der möglichen Ausnahmen sowohl in der vollkommensten aller Welten als auch in der höchsten Schönheit. Indem er den Begriff der Ausnahme, der in der Ontologie und der Kosmologie begründet wurde, in der Ästhetik mit dem poetischen Begriff „dichterische Freiheit“ verbindet, entwickelt er eine Erklärung für die besonderen Eigenschaften der poetischen Sprache. Daraus ergibt sich, dass Baumgarten nicht der Meinung gewesen sein kann, dass Schönheit durch die bloße Anwendung einzelner Regeln erlangt werden kann. Er verdeutlicht die Schönheit durch den Bezug auf das komplexe System, in dem die einzelnen Regeln zueinander stehen.

Schlüsselwörter: Aufklärung, Wolffianismus, Regelpoetik und Regelrhetorik, Regel und Ausnahme, dichterische Freiheit