Rhetorik der Zeichen: A. G. Baumgartens Anwendung rhetorischer Figuren auf die bildende Kunst

IOKU Yoko


Die vorliegende Arbeit befasst sich mit Baumgartens Versuch, rhetorische Figuren außerhalb der redenden Kunst anzuwenden. Dadurch soll Baumgarten als Wegbereiter einer Theorie der „visuellen Figur“ dargestellt werden, obwohl man bisher annahm, dass eine solche erst in der gegenwärtigen Rhetorik entwickelt worden ist.
Baumgartens Begriff der „Figur in der Bezeichnung“ wird nicht auf Sprache eingeschränkt, sondern ist in Bezug auf Bild und Ton erweitert. In der Nachschrift zu seinem Kollegium über die Ästhetik macht er fragmentarische Bemerkungen zur Figur in der Malerei. Durch die Analyse dieses Textes wurde Folgendes expliziert: „Synonymie“ deutet Baumgarten in der Malerei als die Ausdrucksmethode, einen Gegenstand mit ähnlichen Farben zu malen. Er hat, inspiriert von A. v. Hallers Gedicht Morgen-Gedanken, dabei ein Gemälde mit der Darstellung des Morgenrots vor Augen. „Ellipse“ deutet er dagegen als die Ausdrucksmethode, eines von ähnlichen Bildern auszulassen. Als Beispiel greift er einen Topos aus Timanthes‘ Gemälde Die Opferung der Iphigenie auf. Als Ergebnis der Analyse steht die Einsicht, dass Baumgarten durch eine solche Modifikation der rhetorischen Figur eine konkrete Methode entwickelt, die Rhetorik auf andere Gattungen zu übertragen.

Schlüsselwörter: Aufklärung, Wolffianismus, visuelle Figur, Synonymie, Ellipse